Abteilung ProSE: „School voor de toekomst“

Vom 02. - 03. Juni 2016 setzte das Mercator Berufskolleg zusammen mit seinem langjährigen Projektpartner aus 's-Hertogenbosch, dem Koning Willem I College, eine seit langer Zeit bestehende Tradition fort - die gemeinsame Erörterung von Schul- und Unterrichtsentwicklung zwecks gegenseitiger Unterstützung. Nachdem das Koning Willem I. College - vertreten durch Kees Born und Janet Veenstra - im zurückliegenden Februar diesen Jahres den Auftakt zu dem Euregio-geförderten Tandemprojekt gemacht hatte, erfolgte nun der Gegenbesuch einer Delegation aus Moers in den Niederlanden.
Abteilung ProSE: „School voor de toekomst“

Euregio-Projekt Bilat. SE, Juni 2016

In der Vergangenheit hat das Mercator Berufskolleg Moers im besonderen Maße von der Expertise des niederländischen Partners im Bereich des selbstständigen Lernens profitiert. Auf diese Kooperation geht die Einrichtung unseres Selbstlernzentrums (SLZ) zurück sowie die mehrjährige schulinterne Arbeit an Konzepten und Methoden zur nachhaltigen Förderung der Schülerselbstständigkeit, die auch Eingang in die Zielvereinbarung - nach erfolgter Qualitätsanalyse - mit der Bezirksregierung im Jahre 2009 fand.

Kernthemen der Gespräche dieses Jahr sind u.a. sein: Aufnahme und Beratung von Schülerinnen und Schülern, Gewaltprävention, Impulse in der beruflichen Bildung (Lernfelddidaktik), Leistungskonzept, Personalentwicklung und nicht zuletzt das Thema Inklusion, mit der das Mercator Berufskolleg einmal mehr das Thema seines laufenden ERASMUS+ Schulentwicklungsprojektes aufgreift und vertieft.

Vertreten durch Herrn Manthey (Abteilungsleitung Berufsschule), Herrn Süßer (Abteilungsleitung Beratung, Inklusionsbeauftragter), Frau Klein (Euregio-Projekte, Inklusionsbeauftragte), Frau Wehling (Berufsschule, Bildungsgang Einzelhandel), Frau Kreutz (Berufsschule, Bildungsgangleitung Industrie) und Herrn Graack (Abteilungsleitung Projekte/Schulentwicklung), informierte sich das Mercator Berufskolleg in einer Vielzahl von Präsentationen und Workshops zu den Kernthemen Aufnahme, Beratung und Förderung von Schülerinnen und Schülern mit besonderem Förderbedarf (Inklusion), Leistungsbewertung und Personalentwicklung (CPD “Continuous Professional Development“).

Hinsichtlich der Beratung und Förderung von Schülerinnen und Schülern mit besonderem Förderbedarf referierte Hans Blatter (Abteilung “Finance, Banking, Insurance“) über das Vorgehen der Partnerschule vor Ort. Wogegen im deutschen System der Dualen Ausbildung die Auszubildenden in der Regel einzig und allein über den Betrieb an der Schule angemeldet werden,  melden sich die niederländischen Schülerinnen und Schüler direkt am Koning Willem I. College (KW1C) an. Dieser kleine Unterschied hat aus deutscher Sicht und nach Meinung aller Teilnehmer einen herausragenden Vorteil: Schülerinnen und Schüler lassen sich noch „passgenauer“, ihren Bedürfnissen und Lebensumständen entsprechend, beraten und in Bildungsgänge integrieren, in denen auch ein erfolgreiches Abschließen als Grundvoraussetzung für einen ungehinderten Zugang zum allgemeinen Arbeitsmarkt möglich ist. Reibungsverlusten, Frustration und gebrochenen Lernbiografien, denen sich im besonderen Maße Schülerinnen und Schüler mit besonderem Förderbedarf in Schule und Betrieb konfrontiert sehen, werden so minimiert. Nicht zuletzt wird so auch der Druck auf Lehrerinnen und Lehrer minimiert, den sehr divergenten inhaltlichen und pädagogischen Anforderungen der in der konkreten Realisierung einer inklusiven Lern- und Lehrkultur erforderlichen Arbeit, Rechnung tragen zu müssen.

Grundsätzlich werden potenzielle Bewerberinnen und Bewerber von einer eigens dafür personell auch ausgestatteten Abteilung, dem Students‘ Success Center, beraten. Dies bewirke nach Aussage von Janet Veenstra, zuständige Koordinatorin für die bilateralen Projektpartnerschaften in s‘-Hertogenbosch, in Folge eine wesentliche Entlastung der unterrichtenden Lehrerinnen und Lehrer, jedoch bedaure sie gleichzeitig den Verlust des unmittelbaren Kontakts und der Möglichkeit des pädagogischen Einwirkens der Lehrenden auf die Lernenden. Die Professionalisierung der Beratung ginge einher mit einer zunehmenden Versachlichung und fortschreitenden Distanzierung aller Beteiligten. Hier sieht sie einen wesentlichen Vorteil im anders organisierten Beratungsprozess am Mercator Berufskolleg, in dem bereits zur Aufnahme im Januar/Februar jeden laufenden Schuljahres an einem Tag der Offenen Tür nicht nur das gesamte Bildungsspektrum Bewerberinnen und Bewerbern vorgestellt wird, sondern über eine individuelle Einzelberatung ein persönlicher Kontakt hergestellt wird, so dass bereits die Möglichkeit besteht zukünftige Klassenlehrerinnen und Klassenlehrer bzw. seine Fachlehrerinnen und Fachlehrer kennen zu lernen. An diesem Grundsatz, der Untrennbarkeit von Beratung und unterrichtlicher Tätigkeit hält das Mercator Berufskolleg aufgrund der positiven Erfahrung über viele Jahre hin auch zukünftig fest.

In puncto Personalentwicklung hingegen, konnte die Delegation aus Moers viele wertvolle Impulse für die Weiterentwicklung am eigenen System ableiten. Josee Bours,  (Abteilungsleitung Personalentwicklung, CPD) stellte in ihrem Vortrag ein differenziertes System vor, das nicht allein individuellen Bedürfnissen der einzelnen Kollegin oder des einzelnen Kollegen Rechnung trägt, sondern auch die systemischen Bedürfnisse einer Abteilung und einzelner Teams, Bildungsgänge etc. in den Blick nimmt. Bereits mit dem Tag der Aufnahme der Arbeit am KW1C wird jeder in einen Prozess der kontinuierlichen Fort-, Weiterbildung und Professionalisierung eingegliedert, der durch strukturierte Einzelgespräche, formalisierte Befragungsbogen und Interviews mit Abteilungs- und Bereichsleitern besteht. Ziel ist es möglichst früh Kolleginnen und Kollegen zu ihren Bedürfnissen zu befragen, ihre Stärken zu fördern und ihnen Unterstützung in Bereichen zu bieten, wo sie oder unter Umständen auch die Schule Bedarf sehen.

Nach Aussage von Josee Bours führe dies generell zu einem hohen Grad an Zufriedenheit bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und helfe dem Koning Willem I. College eine gewisse Nachhaltigkeit in Bezug auf Schul- und Unterrichtsentwicklung sicherzustellen. Hier ließen sich aus Sicht der Beteiligten wertvolle Anstöße für die Weiterentwicklung der am Mercator Berufskolleg stattfindenden Personalentwicklungsgespräche gewinnen – hin zu einem differenzierteren System der Personalentwicklung, um nicht zuletzt auch die am Mercator Berufskolleg gelebte Schulkultur, den pädagogischen Geist, das Selbstverständnis unserer pädagogischen Arbeit zu wahren und positive zu verstärken.

Raymon van der Berg (Abteilung “International Business Studies“) und Theo Prinssen (Abteilung “High Tech Metalectro“) referierten abschließend zum Thema Leistungsmessung und –bewertung. In sehr differenzierter Art und Weise werden an der niederländischen Schule formative Leistung erfasst, in sogenannten Credit Poitns (CP) gewichtet und auch mit umfangreicher EDV-Unterstützung digital erfasst, so dass es für Kolleginnen und Kollegen, Betriebe und auch Eltern jederzeit möglich ist, sich einen Überblick auf den aktuellen Leistungsstand eines jeden Schülers zu verschaffen, daraus Förderbedarf frühzeitig abzuleiten und entsprechend Gespräche mit den Auszubildenden zu initiieren. Die Schülerinnen und Schüler wissen, dass sie mindestens 56 CPs erreichen müssen, um das zweite bzw. dritte Ausbildungsjahr unmittelbar beginnen zu können. Bei Leistungen unter 55 CPs entscheidet eine pädagogische Konferenz über den weiteren Verlauf. Leistungen, die unter 48 CPs liegen machen eine Wiederholung des Ausbildungsjahres obligatorisch.

Formal betrachtet erschien der Delegation aus Moers die Möglichkeit über die digitale Verfügbarkeit von Schülerleistungsdaten für alle Beteiligten durchaus attraktiv, weil es dem Grundsatz des gemeinsamen Zusammenwirkens zur Erreichung des jeweiligen Bildungsgangziels Rechnung trägt. Gleichzeitig wird damit sichergestellt, dass auch alle Schülerinnen und Schüler zu einem festgelegten Zeitpunkt auch faktisch ihren Leistungsstand mitgeteilt bekommen. Hier sind nicht zwangsläufig Unterschiede zur pädagogischen Praxis am Mercator Berufskolleg zu sehen.

Interessanterweise sind auf qualitativ-inhaltlicher im Sinne eines einheitlichen Leistungskonzeptes für ein Fach oder für einen Bildungsgang keine einheitlichen Standards vereinbart, so wie es das Mercator Berufskolleg Moers gerade in einem mehrjährigen Prozess versucht zu erarbeiten.

 

Insgesamt waren es eineinhalb Tage des angeregten und intensiven kommunikativen Austauschs, die für beide Seiten wertvolle Erkenntnisse hervorgebracht haben und Impulse für die eigene systemische Weiterentwicklung erbracht haben. In mancherlei Hinsicht wurde die eigene Sicht auf Gegenstände in der aktuelle Schul- und Unterrichtsentwicklung bekräftigt, manche Dinge regen zur weiterführenden reflexiven Diskussion an. Wie wertvoll diese Form des Austausches ist, der gemeinsamen intersystemischen Reflexion von Schulentwicklung wird auch daran deutlich, dass bereits ein nächstes Treffen für November 2016 im Moers avisiert wurde – dann zum Thema „Prüfungen, Leistungsmessung, Abschlüsse“ nach dem Motto:

„Gemeinsam für eine Schule der Zukunft. Wir machen keine Projekte, wir machen Schulentwicklung. Unsere Projekte sind vielfältig, dynamisch und werden von schulinternen Beteiligten sowie auch externen Partnern lebendig gehalten. Engagierte Schüler/innen, Lehrer/innen, aber auch Partnerschulen, Schulträger und Schulaufsicht gestalten und unterstützen unsere Projektaktivitäten zur Qualitätssicherung unserer Unterrichts, zur kontinuierlichen und nachhaltigen Professionalisierung unserer Kolleginnen und Kollegen und zur zukunftsweisenden Entwicklung unserer Schule."

An dieser Stelle sei Kees Born und Janet Veenstra wie auch allen Akteuren in der Vorbereitung und der Durchführung des zweiten bilateralen Schulentwicklungstreffens mit dem Koning Willem I. College in ‘s-Hertogenbosch herzlichst gedankt.

 

Für die Teilnehmer,

Christian Graack (Abteilungsleitung Projekte & Schulentwicklung)

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