Gerhard Mercator ist 500 – Wir feiern am 01.Juni 2012

Den 500. Geburtstag von Gerhard Mercator feiern wir mit unseren Schülerinnen und Schülen, Kollegeinnen und Kollegen sowie vielen Ehrengästen. Wir freuen uns bei der Veranstaltung Herrn Maas, Vostandmitglied Kreis Wesel, Herrn Bürgermeister Ballhaus, Herrn MdB Ehrmann, Herrn MdL Yetim und viele weitere Vertreter aus Politik und Verwaltung bei uns begrüßen zu dürfen. Das Leben und Werk von Gerhard Mercator und seine Bedeutung für uns sowie die europäische Dimension möchten wir betrachten. Kurze Vorträge von Schülern und Lehrern werden sich mit Grußworten unserer Gäste abwechseln.
Gerhard Mercator ist 500 – Wir feiern am 01.Juni 2012

Gerhard Mercator

Gerhard Mercator und das Mercator Berufskolleg

In diesem Jahr feiern wir Gerhard Mercators 500. Geburtstag. Ohne seine wegweisenden Errungenschaften in der Kartografie wären moderne Seefahrt und globaler Handel nicht denkbar. Weil der Name Mercator gleichzeitig das lateinische Wort für Kaufmann oder Krämer ist, sieht sich unsere Schule in der Tradition dieses bedeutenden Mannes, dessen Heimat für mehr als 40 Jahre der Niederrhein war. Denn nur auf Grund seines freien Geistes, seiner undogmatischen Offenheit für neue Ideen und seiner Kreativität konnte Gerhard Mercator Großes schaffen, von dem noch heute nicht nur die Wirtschaft, sondern vor allem die Menschen profitieren.

 

So sind auch die kaufmännischen Bildungsangebote des Mercator Berufskollegs eine wichtige Stütze einer nachhaltigen und zukunftsorientierten wirtschaftlichen Entwicklung unserer Region. Dabei ist es wichtig, in der Ausbildung berufliche Fertigkeiten zu vermitteln, aber nicht ausreichend. Erst wenn wir unseren Schülern eine Kombination aus wissenschaftlichen Grundlagen, beruflicher Handlungskompetenz und gesellschaftlicher Verantwortung vermitteln, bilden wir nachhaltig handelnde Menschen, wie wir sie für eine gesunde wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung brauchen.

 

Als breit gebildeter Universalgelehrter des 16. Jahrhunderts verkörpert Gerhard Mercator diese Philosophie wie kaum ein anderer. Mercator strebte nach Neuem, ließ sich nicht von alten Dogmen vereinnahmen, vergaß dabei aber nicht seine gesellschaftliche Verantwortung. Und gleichzeitig war er einer der wenigen Universalgelehrten seiner Zeit, die zwar als Wissenschaftler dachten, genauso aber ihre Erfindungen erfolgreich vermarkteten, wie wir heute sagen würden.

 

Geboren wurde Gerhard Mercator am 5. März 1512 in Rupelmonde/Flandern als Gerard De Kremer. Er war das sechste Kind von Emerance und Hubert De Kremer, einem Schuster. Aufgewachsen in Gangelt (heute Kreis Heinsberg). Nach dem Tod des Vaters wurde er von den „Brüdern vom gemeinsamen Leben“ in Herzogenbusch (s’Hertogenbosch) erzogen. Sein Studium absolvierte er in Löwen, dem heutigen Leuven/Belgien. Als Mitarbeiter von Gemma Frisius war er von 1534 bis 1537 an der Erstellung von Erd- und Himmelsgloben beteiligt und „lernte“ die Arbeit des Goldschmieds, Graveurs und Globenherstellers. 1536  heiratete er Babara Schellekens. Nach seiner ersten eigenen Weltkarte 1538 schuf er mit großem wirtschaftlichem Erfolg 1541 seine ersten Globen. In dieser Zeit des Umbruchs und der religiösen Auseinandersetzungen bestand immer die Gefahr, dem „falschen“ Glauben zu folgen. Als Wissenschaftler konfrontierte man ihn immer wieder mit dem Weltbild der katholischen Kirche und 1544 wurde Mercator wegen „Lutherey“ (Ketzerei) in Rupelmonde verhaftet und für Monate eingesperrt. Das heilige Römische Reich deutscher Nation, in dem Mercator lebte, hatte den Vorteil, dass die Menschen sich in dieser Region sprachlich verständigen konnten, dennoch gab es große Unterschiede, die ihre Ursache in der Auffassung der jeweiligen Herrscher hatten. In Flandern regierte der Habsburger Kaiser Karl V. Mercators Kontakte zu den Lutheranern und dem Reformator Melanchthon machten ihn verdächtig und Mercator emigrierte aus religiösen und wissenschaftlichen Gründen an den Niederrhein. Der Landesherr, der liberale Herzog Wilhelm der Reiche, lud ihn in sein vereinigtes Herzogtum Jülich, Berg und Kleve ein, um hier an einer noch zu gründenden Universität in „Dysburch“ (Duisburg) als Kartograph zu lehren. Die Universität wurde aber erst 100 Jahre später gegründet. Mercator konnte dennoch 42 Jahre ungehindert forschen, Karten zeichnen und als Lehrer arbeiten. Die Grundlagen für seine Karten waren keine eigenen Entdeckungsreisen, sondern die Aufzeichnungen der Seefahrer, die ihre Reisen beschrieben. Diese setzte Mercator exakt in Karten um, die er an die großen Seefahrernationen verkaufte. So ist Mercator heute in den angelsächsischen Ländern bekannter als bei uns. Mercator erstellte seine Cosmographia, ein fünfbändiges Kartenwerk und „erfand“ so den Atlas, der aber erst 1595 von seinem Sohn Rumold herausgegeben wurde. Die erste Karte der Grafschaft Moers von 1591 stach sein Enkel Johannes.

 

Mit seinen Karten hat Mercator den Grundstein für die Entdeckung der Welt gelegt. Noch heute ist seine „Mercator Projektion“ die Grundlage fast aller Karten und sogar der Satellitennavigation. Die Projektion der Kugel auf eine zweidimensionale Karte führt dazu, dass sich die Längen- und Breitengrade nicht im rechten Winkel schneiden. Erst eine gewollte Verzerrung schafft diese rechten Winkel und macht so eine kartengetreue Navigation möglich. Umgesetzt hat Mercator dies, indem er die Längengrade nicht auf die Pole zulaufen lässt, sondern in einen rechten Winkel zu den Breitengraden stellt. Das führt zwar dazu, dass Grönland im Norden „breiter“ ist als in der Wirklichkeit, die Navigation kann aber so nach dem Kompass erfolgen und man kann auf einer Geraden „segeln“. Mercator liefert dazu sogar eine Anleitung. Aber so mancher Seefahrer, der diese nicht gelesen hat oder von diesem neumodischen Zeug nichts wissen wollte, hat dies im günstigsten Fall mit einem Umweg bezahlt.

 

Mercator lebte mit vielen Exilanten am Niederrhein, er heirate ein zweites Mal, wurde aber nie Bürger. Erst als sein Sohn Bürgermeister in Duisburg werden sollte, fiel dies auf und sein Sohn wurde eingebürgert. Mercator starb mit 82 Jahren1594.

 

Das 16. Jahrhundert war ein Jahrhundert des Umbruchs, die Neuzeit hatte schon begonnen, die Welt wurde weiter entdeckt, Humanismus und Philosophie erlebten einen Aufschwung. Die Reformation rüttelte die starre dogmenorientierte Religion des Papstes auf. Die Globalisierung von Wissenschaft und Ökonomie begann, ohne dass schon jemand davon sprach. Mercator bewegte sich und lebte in einer europäischen Region. Nationalstaaten gab es im heutigen Sinne noch nicht. Die Menschen konnten sich verständigen. Dennoch war er Migrant und Asylant. Er verband handwerkliches Können mit eigenen Ideen und Forschungen. Mercators Wissenschaft wurde gebraucht und er verstand es, seine Produkte „weltweit“ zu verkaufen und lebte gut davon.

 

Mercator war theologisch geprägt, aber frei genug, Dogmen zu hinterfragen. So verfasste er einen Kommentar zum Römerbrief des Paulus´ über Gottes Gerechtigkeit und die Idee der Prädestination.

 

Er folgte damit einer Idee, die auch unser Berufskolleg prägt, nämlich Wissenschaft und berufliches Handeln zu kombinieren und damit den Menschen im Medium des Berufes zu bilden. So heißen wir nicht nur Mercator Berufskolleg aufgrund der lateinischen Bedeutung des Wortes Mercator, sondern gleichzeitig fühlen wir uns mit Gerhard Mercator, diesem bedeutenden Wissenschaftler des Niederrheins, im Geist und im Handeln verbunden.

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