Comenius Projektmeeting

- CoSSOL - Concepts for a successful self organized Learning Vom 11. bis 15. Mai 2011 fand das dritte Treffen der Partnerländer im EU Comenius Projekt COSSOL in Perigueux (Frankreich) statt.

3. EU Comenius Projektmeeting in Perigueux, Frankreich

Das Projekt beschäftigt sich mit der Entwicklung und dem Ausbau von Schlüsselkonzepten für ein erfolgreiches selbstorganisiertes Lernen.

Die Delegationen von elf teilnehmenden Schulen aus Bulgarien, Finnland, Frankreich, Italien, Lettland, Litauen, den Niederlanden, Polen, Portugal, der Türkei und natürlich Deutschland trafen sich in Perigueux. Hier setzte man sich mit Möglichkeiten zum Ausbau mathematischer und naturwissenschaftlich-technischer Kompetenzen sowie digitaler Kompetenzen bei Schülern auseinander. Wir blicken auf ein auf allen Ebenen absolut erfolgreiches Meeting zurück.

 

Die Teilnehmergruppe des Mercator Berufskollegs Moers bestand bei diesem dritten COSSOL Treffen aus Helga Halfmann, Andreas Brett, Christian Graack und Waldemar Skorczik. Von den acht Schlüsselqualifikationen des europäischen Kompetenzrahmens – der dem COSSOL Projekt zugrunde liegt – standen in Frankeich die Bereiche mathematischer und naturwissenschaftlich-technischer Kompetenzen sowie digitaler Kompetenzen im Fokus.
Hinzu kam als wesentlicher Bestandteil dieses Meetings die Analyse einer Lehrer-Schüler-Befragung, die von unserem Kollegen Christian Graack während des letzten Treffens in Polen vorbereitet und von allen Teilnehmern bis zu diesem Treffen in Perigueux durchgeführt wurde. Diese Befragung verfolgte die Absicht, die Selbst- und Fremdeinschätzung (durch ihre Lehrer) der Schüler, im Hinblick auf bei ihnen vorhandene Kompetenzen, zu erschließen.

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Der Koordinator der französichen Schule, Jean Marc Bayle, sorgte mit seinem Team der Schule EPLEFPA Lycee Agricole de Perigueux (mit der das Mercator Berufskolleg erstmalig kooperiert) für eine optimal strukturierte Organisation und eine äußerst angenehme Arbeitsatmosphäre.

Nach der Ankunft in Bordeaux am Mittwoch, den 11 Mai ging es (bei 29°C im Schatten) über Bergerac nach Perigueux. Nach dem einchecken im Hotel Regina gab es am Abend ein Welcome Dinner im „Petit Chef“ einem kleinen Restaurant in der Altstadt von Perigueux. Dieses befand sich in einem klassischen Steingebäude und überraschte mit einem modernen Interieur. Es wurden traditionelle französische Gerichte in mehreren Gängen serviert und bei den ersten Gesprächen wurden die Beziehungen der Teilnehmer wiederbelebt. Eine Stadtführung bei Kerzenschein rundete den ersten Abend ab. Mit chinesischen Laternen bewegte sich die Projektgruppe durch die historische Altstadt. Ausgangspunkt war dabei ein Wachturm, von dem aus ein beeindruckender Blick auf das gesamte Perigueux ermöglicht wurde.
Am Donnerstag – unserem zweiten Projekttag – wurde die COSSOL Gruppe von der Schulleiterin der EPLEFPA Lycee Agricole de Perigueux, Madame Corinne Reulet, in der Schule zum ersten Arbeitstag willkommen geheißen. Der erste Workshop begann mit einer einführenden Präsentation der Delegation aus Lettland zum Thema mathematische und naturwissenschaftlich-technische Kompetenzentwicklung im Unterricht. Die Grundlage für die hierin vermittelten Informationen bildete eine Online Plattform des lettischen Schulministeriums. Diese beabsichtigt die selbstgesteuerte Auseinandersetzung mit mathematischen Problemstellungen durch visuelle Darstellungen und Hilfen zu ermöglichen. Das Prinzip des explorativen Lernens auf der Grundlage einer konstruktivistischen Lerntheorie bildete hierbei die theoretische Basis. Im Anschluss daran erfolgte angeleitet durch zwei französische Englischlehrer die Besichtigung der agrarwirtschaftlich ausgerichteten Gastgeberschule. Dabei wurden den Teilnehmern unter anderem die vorhandenen Labore für Biologie und Chemie gezeigt, in denen im Hinblick auf Ernährungswissenschaften sehr praxisorientiert gearbeitet wird.
Es folgte die Besichtigung der Produktionsbetriebe zur Herstellung der berühmten „Foie Gras“ (Leberpastete), die von der Schule selbst erzeugt und in der Region Perigueux vertrieben wird. Diese erhielt in Frankreich bereits mehrfach Auszeichnungen.
Die rationell-ökonomische Produktionsweise im Zusammenhang mit Tierhaltung in Käfigen auf engstem Raum und der damit verbundenen Zwangsernährung (Mast) bleibt ein diskutiertes Thema in Franreich und in der COSSOL Projektgruppe.
Am Mittag bewirtete uns die Schule mit einem Buffet von regionalen Spezialitäten zu denen natürlich auch die selbst produzierte „Foie Gras“ gehörte.
Da die Schule drei verschieden Standorte aufweist, erfolgte am Nachmittag der Wechsel zu einer Dependance der Schule mit eigener Farm. Dort erwartete die Projektgruppe der Landhof Domain de Chaulnes mit Viehhaltung, Trüffelfeld und eigenem Tourismusbetrieb. Französische Schüler erläuterten uns mit vorbereiteten Referaten die Verwaltung des Landhofs und die Funktionsweise des Agrarbetriebs. Vor allem das Trüffelfeld offenbarte einige Geheimnisse der komplizierten Trüffelsuche, die im Kilo bis zu 1000,- € einbringen kann. Nach dem Rundgang auf dem Gelände des Landhofs fanden in einem Seminarraum vor Ort weitere Workshops statt. Die Partner aus Portugal und Polen demonstrierten den COSSOL Teilnehmern explorative Methoden zur Lösung von mathematischen und naturwissenschaftlichen Fragestellungen. Vor allem die Präsentation der drei Schüler aus Bulgarien, die mit angereist waren, beeindruckten die Teilnehmer. Es ging dabei um die Entwicklung von Algorithmen zur Lösung technischer Problemstellungen. Aus den Niederlanden erfolgte ein Beitrag zur Differenzierung des Anspruchsniveaus von mathematischen Aufgabenstellungen im Unterricht. Den gelungenen Abschluss des Tages in der beeindruckenden Domain de Chaulnes bildete das Abendessen mit der Schulleiterin Madame Corinne Reulet mit Degustation besonderer Käsesorten durch Schüler der Partnerschule aus Bergerac.
Auch die Tatsache, dass es sich am folgenden Freitag um den 13. Mai handelte, konnte dem dritten Projekttag keinen Abbruch tun. Am Morgen besichtigte die COSSOL Gruppe die schuleigene Fleischproduktion (mit Schlachterei) der Schule sowie das Geschäft zum Direktverkauf („al la ferm“). Mittags fand in einem weiteren Workshop eine Präsentation der französischen Gastgeberschule statt. Die Projektgruppe nahm dabei an einem wissenschaftlichen Testverfahren zur objektiven sensorischen Qualitätsbewertung von Nahrungsmitteln teil. Es ging dabei um die Bewertung von Farbe, Salzgehalt, allgemeinem Geschmack und Konsistenz der Lebensmittel. Später wurde in einem statistischen Verfahren zur Hypothesen- Verifikation bzw. -Falsifikation die Auswertung vorgenommen. Ein weiterer Kurzworkshop der polnischen Delegation mit einem mathematischen Dominospiel in Gruppenarbeit folgte am Nachmittag.

Den wesentlichen Anteil an diesem Arbeitstag hatte allerdings die Auswertung der Lehrer-Schüler-Befragung unseres Kollegen Christian Graack, die bereits erwähnt wurde.

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Die Selbst- und Fremdeinschätzung der Schüler, im Hinblick auf bei ihnen vorhandene Kompetenzen, erfolgte in internationalen Arbeitsgruppen. Die wesentlichen Ergebnisse stellen sich wie folgt dar.
Beobachtungen:
Für die meisten Kompetenzbereiche ist die Selbsteinschätzung der Schüler höher als die Fremdeinschätzung durch ihre Lehrer (Kompetenzen 1, 2, 3 und 8). Anders stellt sich das Bild für die Kompetenzbereiche 4 (digitale Kompetenz), 5 (Lernen zu Lernen), 6 (soziale Kompetenz) und 7 (Unternehmerische Kompetenz) dar. Sowohl im Hinblick auf deren soziale Kompetenzen, das Lernen zu lernen und ihre unternehmerische Kompetenz schätzen die Lehrer ihre Schüler deutlich stärker ein als diese sich selbst. Gerade bei den sozialen Kompetenzen und beim Lernen zu lernen setzten die Lehrer Grundkompetenzen bereits voraus, wogegen die Schüler bei sich selbst auf deutliche Defizite in diesen Bereichen hinweisen. Lediglich im Bereich digitaler Kompetenz (4) ergibt sich eine nahezu Übereinstimmung zwischen Schülerselbst- und Lehrerfremd-Einschätzung.
Interpretation:
Die Schüler scheinen sich mehr zuzutrauen als sie im Unterricht zeigen bzw. ihre Lehrer zur Kenntnis nehmen. Die Lehrer hingegen scheinen nur einen Ausschnitt der vorhandenen Kompetenzen bei den Schülern wahrzunehmen. In der Diskussion der Ergebnisse wurde vor allem darauf hingewiesen, dass in 45 bis 90 Unterrichtsminuten schon rein zeitlich Grenzen der Selbstdarstellung und somit der Fremdwahrnehmung gegeben sind. Hinzu neigen Lehrer dazu gerade die Schüler zur Beteiligung aufzufordern, die sich motiviert von allen beteiligen. Auch die Angst vor der kontinuierlichen Bewertung und Beurteilung durch Lehrer wurde von den Projektteilnehmern als möglicher Grund für die Zurückhaltung vieler Schüler im Unterricht benannt. Es wurde von der CSSOL Gruppe ebenfalls vermutet, dass das Voraussetzen von bereits vorhandenen sozialen Kompetenzen (6) und auch Lernkompetenzen (5) bei Schülern, den Lehrern ermöglichen könnte, den Anteil an pädagogischer Arbeit zu Gunsten stärkerer Fachorientierung zurückzustellen. Nach dem Motto: „…in der Klasse 11 muss man dies und das ja wohl voraussetzen können!“.
Schlussfolgerungen:
Es besteht dringender Handlungsbedarf in den folgenden Bereichen. 1. Es besteht die Notwendigkeit zur Anwendung von Methoden zur Schüleraktivierung und Schülerselbstorganisation. 2. Es besteht die Notwendigkeit zur Evaluation von Arbeitsprozessen im Unterricht, um die Effektivität der Methoden zu garantieren. 3. Die Implementierung einer Lehrer-Schüler-Feedback-Kultur ist dringend erforderlich, um die Diskrepanz zwischen Schüler- und Lehrerwahrnehmung im Hinblick auf die Zusammenarbeit zu reduzieren.

Nach der intensiven Beschäftigung mit der Auswertung des Fragebogen klang der Abend des dritten Projekttages bei einem Dinner in der „Auberge de I’sle“ aus. Direkt am Fluss gelegen bot das Lokal fantastisches französischen Essen mit Bilck auf den Fluss und die Kathedrale von Perigueux.

Der Samstag stand dann ganz im Zeichen der Kultur. Morgens besichtigte die Projektgruppe die Höhlen von Rouffignac, in denen sich die berühmten Zeichnungen der 100 Mammuts befinden, die ein Alter von 40.000 Jahren aufweisen. Mit einer Bergbahn wurden die Teilnehmer in die kalten und stockdunklen Höhlen befördert. Im Tagesverlauf fand eine Tour entlang der wunderschönen Dordogne statt, mit Besuchen von mittelalterlichen Städten wie Sarlat, Saint-Christophe und Gageac. Die wundervollen historischen Gebäuden und Burgen vermittelten teilweise den Eindruck, als sei man in das 17 Jahrhundert zurückversetzt worden. Als absolutes Highlight des dritten COSSOL Meetings muss aber ohne Zweifel das Abschlussdinner bezeichnet werden. Mitten in der wunderschönen Landschaft der Region Perigord gelegen, befand sich die „Auberge de Layotte“. Ein von aller Zivilisation vollkommen abgelegenes Landhofrestaurant in einem Gebäude aus dem 18. Jahrhundert. Dort wurden traditionelle Getränke und Speisen der Region serviert. Die ländlich idyllische Atmosphäre sorgte für einen unvergesslichen Abschied beim letzten Projektabend, der unter anderem in einem eigenen European Song Contest mündete. Der Sieger war dabei übrigens: EUROPA!

 

Ein fabelhaftes drittes Treffen des EU COMENIUS Projekts COSSOL in Perigueux (Frankreich) fand damit seinen Ausklang.

Wir danken dem französischen Kollegen Jean Marc Bayle und der ganze Schule EPLEFPA Lycee Agricole de Perigueux nochmals herzlich für die vorbildliche Organisation und Gastfreundschaft.

Dem vierten COSSOL Meeting, das vom 7. bis 11. Dezember 2011, bei UNS am Mercator Berufskolleg Moers stattfinden wird, sehen die wir mit Freude entgegen. Hier wird es vor allem um unsere besondere Priorität „Lernen zu Lernen“ gehen.

Alle interessierten Kollegen sind herzlich eingeladen, sich an der EU COMENIUS Projektarbeit zu beteiligen! Informationen finden sich auf:

www.comeniuscossol.wordpress.com

Für Rückfragen hierzu stehen die Kollegen Helga Halfmann, Andreas Brett, Christian Graack und Waldemar Skorczik gern zur Verfügung!

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