Geschichtsunterricht mal ganz anders: Studienfahrt nach Ypern

Anlässlich unserer Studienfahrt vom 12.06.2017 bis zum 14.06.2017 haben wir, die GY64, zusammen mit den Klassen GY61 und GY62 die belgische Stadt Ypern besucht. Bekanntheit erlangte Ypern dadurch, dass die Stadt während des Ersten Weltkrieges lange Jahre eine stark umkämpfte Frontstadt war, in der auch erstmals Giftgas eingesetzt wurde. Begleitet wurden wir von unseren Lehrern Frau Eiker, Frau Velagic, Herrn Buschke und Herrn Blensekemper.

Die Fahrt begann für uns am Montagmorgen um 8 Uhr an der Schule. Dort trafen wir uns, um anschließend gemeinsam mit dem Bus Richtung Belgien zu fahren. Noch bevor wir die Jugendherberge erreichten, stand gleich der erste Programmpunkt, der Bayernwald, an: In dem Bayernwald konnten wir die Überreste sowie restaurierte Schützengräben einer deutschen Stellung (daher der Name) sehen und uns ein Bild vom Krieg an der Front machen.

Unser nächster Anlaufpunkt war unsere Jugendherberge, „Peace Village“. Nachdem wir unsere Zimmer belegt und gemeinsam zu Abend gegessen hatten, ging unser Programm dann auch schon weiter. Es stand noch ein Besuch des „Pool of Peace“ auf der Agenda.

Bei diesem ruhigen und beschaulichen See handelt es sich um einen ehemaligen Minenkrater aus der Zeit des Ersten Weltkrieges. An dem See wurden uns Briefe mit Kriegsbeschreibungen von verschiedenen Soldaten vorgelesen. Der Ort wurde damals zum Schlachtfeld der deutschen Linien. Unter diesem Schlachtfeld hatten die deutschen Einheiten während des Krieges mehrere Munitionslager errichtet. Genau in diese Gegend hatten britische, australische und kanadische Soldaten ein halbes Jahr lang heimlich ein 8 Kilometer langes Tunnelsystem gegraben, und am 7. Juni 1917 über 40 Tonnen Sprengstoff zur Explosion gebracht. Dadurch wurden rund 10.000 Menschen getötet.

Am nächsten Tag standen das Museum „In Flanders Fields“ sowie eine Stadtführung auf dem Programm. Dafür wurden wir aufgrund der Gruppengröße in zwei Gruppen aufgeteilt. Der eine Teil war mit der Stadtführung gestartet, während die andere das Museum besuchte. Nach rund zwei Stunden wurde dann getauscht. „In Flanders Fields“ ist ein Museum im Stadtzentrum von Ypern. In diesem Kriegsmuseum wurden uns unter anderem die Kampfhandlungen in den drei Flandernschlachten, das Leid der Kriegsgefangenen, die Kleidung und Ausrüstung der Soldaten, die Kriegspropaganda, das Flüchtlingselend sowie die mörderischen Einsätze von Giftgas lebendig vor Augen geführt.

Bei der Stadtführung wiederum wurden uns viele Bauten gezeigt und einiges dazu erzählt. Das Gebäude, in dem das Museum „In Flanders Fields“ beherbergt ist, ist eine ehemalige Tuchhalle. Es ist zugleich das größte Gebäude in Ypern. Danach gingen wir weiter zur Kathedrale. Dort wurden wir über die besondere Bedeutung der Klatschmohnblüten aufgeklärt, die die Kerzen in der Kathedrale ersetzen. Der Klatschmohn war die erste Blume, die nach den Giftgaseinsätzen auf den Feldern wieder geblüht hat. Mit dem Gedicht eines kanadischen Offiziers „In Flanders Fields“ erlangte die Blume als Erinnerung an die Gefallenen des Krieges große Bedeutung.

Als nächstes haben wir uns das Tor „Claustrum St. Martini“ und die Kirche „St. George Memorial“ angeschaut. Die weiteren Ziele unserer Stadtführung waren eine Klosterruine und ein Monument, um den 50.000 irischen Soldaten zu gedenken, die im Krieg ums Leben gekommen waren.

Danach schauten wir uns dann das wichtigste und auch älteste Haus aus den 16. Jahrhundert an. Es handelt sich um ein Gerichtsgebäude mit eingemeißelten Portraits, die Trauer, Zorn, Untreue und weitere negative Eigenschaften in Form von verschiedenen Gesichtern darstellten. Anschließend ging es weiter zum größten britischen Monument namens „Menenpoort“, einem Kriegsdenkmal, unter dem jeden Abend der „Last Post“ stattfindet. Dort stehen in den Wänden die Namen von 54.896 vermissten britischen Soldaten, die in den ersten drei Flandernschlachten bis 1917 gefallen sind. Von da aus machten wir uns zurück auf den Weg zu unserer Unterkunft „Peace Village“, wobei wir auf unserem Weg an mehreren Soldatenfriedhöfen vorbei fuhren, von denen es in Westflandern allein mehr als 150 Stück gibt. Abends fuhren wir nochmal in das Zentrum von Ypern, um uns den „Last Post“ anzuschauen. Diese Gedenkfeier findet seit fast 100 Jahren jeden Abend im Menenpoort statt (am 9. Juli 2015 zum 30.000 Mal) und ist eine Zeremonie zum Gedenken an die gefallenen Soldaten des Commonwealth.

Am letzten Tag haben wir uns zwei weitere Soldatenfriedhöfe angesehen, bevor es wieder zurück Richtung Moers ging. Als erstes besichtigten wir den Tyne Cot Friedhof. Bei diesem Friedhof reihen sich ca. 12.000 weiße Grabsteine von Soldaten aus allen Ländern des britischen Commonwealth aneinander. Bunte, vor allem rote Blumen schmücken jedes Grab. An einer Seite des Friedhofs findet man außerdem eine Wand mit den Namen von ca. 35.000 weiteren vermissten Soldaten, die im letzten Kriegsjahr gefallen sind. Zum Schluss ging es weiter zu einem deutschen Soldatenfriedhof namens Langemarck, auf dem 44.304 Soldaten, die im ersten Weltkrieg bei den Flandernschlachten fielen, begraben liegen. Im Gegensatz zu den hohen weißen Grabsteinen auf dem Tyne Cot Friedhof gibt es hier flache dunkle und auf dem Boden liegende Steine, die unter hohen Eichen liegen. Zudem ist dieser Friedhof mit Denkmälern durchzogen, die den Verlauf des Schützengrabens auf dem Soldatenfriedhof zeigen. Auch bemerkenswert ist das Gemeinschaftsgrab, in dem die Überreste von mehr als 25.000 unbekannten deutschen Soldaten bestattet wurden. Der Friedhof ist auch bekannt als Studentenfriedhof, da hier sehr viele sehr junge Männer begraben liegen, die sich zu Beginn des Krieges als unerfahrene Freiwillige an die Front gemeldet hatten.

Mit dem Besuch des letzten Friedhofs gingen drei Tage Geschichte - live zu Ende. Dass unsere Unterkunft „Peace Village“ heißt, hat einen Grund. Das ist uns an diesen drei Tagen klar geworden. Die Gräuel des Krieges dürfen nicht in Vergessenheit geraten, damit wir daraus lernen und unseren Beitrag dazu leisten, den Frieden, der nun schon seit 72 Jahren in Europa herrscht, zu schützen. Wir haben eine Menge über den Ersten Weltkrieg erfahren und viele Eindrücke mit nach Hause genommen.

 

Kimberly Damaschke, GY64

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