Höheres Digitalisierungsniveau im Digi 4 Job Projekt

Der nächste Meilenstein zum Einrichten eines Logistik Lernlabors am Mercator Berufskolleg zur Veranschaulichung der Digitalisierung von Geschäftsprozessen wurde erreicht...

Das laufende Digitalisierungsprojekt mit dem Lehrstuhl für Transportsysteme und -logistik der Uni Duisburg Essen sowie dem Rhein-Ruhr-Institut für Sozialforschung und Politikberatung (RISP) hat einen wichtigen Meilenstein erreicht. Ein wesentliches Ziel des Projektes ist die Einrichtung eines Lernlabors am Mercator Berufskolleg. Das Team von Professor Noche (Vorstandsvorsitzender des ZLV „Zentrum für Logistik und Verkehr“, Lehrstuhlinhaber Transportsysteme und -logistik an der Uni Duisburg Essen) hat jetzt die Geschäftsprozessabwicklung innerhalb der Lernlaborarbeit didaktisch effizient digitalisiert, so dass ein großer Schritt in Richtung des Projektziels erfolgreich vollzogen wurde.

Die Ziele des Logistiklabors sind vielfältig: Mittels erfahrbaren Lernens sollen Auszubildende in Lagerberufen zielgerichtet auf die Anforderungen in der Logistik vorbereitet werden, um: unterschiedliche Arbeitsabläufe auf unterschiedlichen Digitalisierungsniveaus zu erlernen und ein Verständnis der zugrunde liegenden Geschäftsprozesse zu erlangen, als auch den Umgang mit relevanten Technologien zu trainieren. „Wir haben sehr viel Zeit in die Qualitätssicherung der Funktionalität und Plausibilität auf unterschiedlichen Digitalisierungsniveaus innerhalb der Lernlaborarbeit investiert, um einen störungsfreien Lernprozess zu gewährleisten“, berichtet Monika Sütterlin (wissenschaftliche Mitarbeiterin), welche in Feinabstimmung mit den Lehrplanvorgaben die simulierten Geschäftsprozesse optimiert hat.

Ein kompetenzorientierter Lernprozess wird durch die Umsetzung von digitalen Schlüsselkompetenzen auf unterschiedlichen Digitalisierungsniveaus gewährleistet. Die Schülerinnen und Schüler erkennen selbstständig Defizite bei der manuellen Bearbeitung der logistischen Geschäftsprozesse. Auf einer höheren Digitalisierungsstufe wenden sie dann moderne Hard- und Software an, wobei sie auch informatische Grundkenntnisse und technische Hintergründe erlernen. Schließlich reflektieren sie medienkompetent die Digitalisierung der Geschäftsprozesse. „Das Durchdenken der Digitalisierungsstufen ist für den Lernprozess von wesentlicher Bedeutung, damit die Schülerinnen und Schüler ganzheitlich, konstruktiv und nachhaltig lernen können“, erläutert Prof. Noche, der im ständigen Informationsaustausch mit der Logistikbranche steht und deren Innovationen lehrt.

Herausragend ist die Konstruktion eines auf die Schülerinnen und Schüler abgestimmte Warenmanagementsystem (WMS) für das im Logistiklabor verwendete Modellunternehmen EUROKRAN GmbH. Darin implementiert sind die Menüebenen: Stammdaten, Bestellungen, Aufträge, Wareneingang, Lager und eine Mailbox. Ferner stehen u. a. softwareergonomische Kontextmenus für die detaillierte Datenerfassung zur Verfügung, z. B. beim Tätigkeitsschwerpunkt Wareneingang können verschiedene Positionen wie u. a. Ladehilfsmittel und Qualitätssicherung eingegeben werden. Bei der Lernstation Lagerverwaltung wird der Bedarf auf Basis von Stücklisten ermittelt, werden Bestellungen angelegt und adäquate Lieferanten ausgewählt. In der Rolle von Lieferanten werden Lieferungen zusammengestellt, Lieferscheine ausgestellt und Liefervorgänge verwaltet. Die Auslieferung erfolgt an die Lernstation Warenannahme, wo eine Rampe zugewiesen, der Lieferempfänger mit Anschrift überprüft und die Ware auf eventuelle grobe Mängel in Augenschein genommen wird. Danach wird sie auf einen Stellplatz abgelegt, um ihre Unversehrtheit und Mehrwegverpackung zu überprüfen. Anschließend kann die Ware quittiert werden. Die Lernstation Warenkontrolle begutachtet Typ, Menge, Qualität und die Beschaffenheit der Ware mittels Prüfmittel, bevor die Warenvereinnahmung und im Endeffekt die Erfassung des Wareneingangs durchgeführt werden kann. Exakt wie in der betrieblichen Praxis leistet das eigens für das Logistiklabor programmierte WMS die softwareunterstützte Abbildung und Abwicklung aller zusammen hängenden Geschäftsprozesse. Wesentlicher Vorteil für den Einsatz im Unterricht ist die auf Schülerinnen und Schüler didaktisch reduzierte Komplexität, welche so benutzerfreundlich ist, dass sie sogar eine selbstständige Einarbeitung ermöglicht.

„Unsere Schülerinnen und Schüler können durch die digitalisierten Abläufe im Lernlabor die Zusammenhänge in der Logistik viel besser verstehen und werden zum selbstständigen Handeln durch das Einbringen von eigenen Ideen motiviert“, sagt Christine Röhr (Bildungsgangleitung Lagerberufe).

An zwei folgenden Beispielen werden die unterschiedlichen Digitalisierungsniveaus veranschaulicht:

Im Digitalisierungsniveau 1 wird bei der Lagerverwaltung die Bestellung inklusive Lieferantenauswahl manuell durchgeführt und postalisch versendet. Im Digitalisierungsniveau 2 wird die Bestellung aus den Lieferanten-Stammdaten heraus generiert und per E-Mail gesendet.

Im Digitalisierungsniveau 1 bei der Erfassung des Wareneingangs werden Wareneingangsnummern manuell vergeben, manuelle Kopien, Zuordnungen und Statusänderungen erstellt. Es findet noch kein Plausibilitätsabgleich statt. Im Digitalisierungsniveau 2 wird der Wareneingang mittels Scanner per Barcode erfasst, eine Wareneingangsnummer wird automatisch vergeben und der Abgleich von Wareneingang sowie Bestellung erfolgt per elektronischer Bestellung im WMS. Ein Plausibilitätsabgleich wird bei der Erfassung durchgeführt inklusive automatisierter Zuordnung und Statusänderung.

Weitere Geschäftsprozesse wie bspw. Ladehilfsmittel-Tausch, Komplettierung (Set-Bildung), Einlagerung und Umlagerung befinden sich aktuell in Arbeit. Schülerinnen und Schüler haben so die Möglichkeit die Wege von der Warenannahme bis zur Einlagerung zu verfolgen. Sie erlernen so innerbetriebliche Lieferketten zu identifizieren, diese eigenständig zu optimieren, um mit komplexeren Sachverhalten, wie bspw. der Handhabung bei mangelhafter Ware, umgehen zu können.

Die digitalisierte Simulation der Geschäftsprozesse wird im Rahmen eines autarken Computernetzes durchgeführt. Die Datenkommunikation läuft über einen WLAN Router mit dem die Clients Lieferant, Lagerverwaltung und der Wareneingang verbunden sind. Ferner ist ein Server angebunden, welcher im Datenaustausch mit einer Datenbank steht und Zugriff auf einen Drucker ermöglicht. Großer Vorteil dieser autarken Lösung ist die Unabhängigkeit von anderen Netzen, so dass der Aufbau des Lernlabors an beliebigen Standorten realisiert werden kann.

„Das Jobstarterprojekt ist mit seinem Lernlabor unter Einbezug der rasanten technologischen Entwicklung eine ideale Basis für künftige Weiterentwicklungen auf unterschiedlichen Digitalisierungsniveaus, welche praxisnah von Schülerinnen und Schülern erlebt werden können“, resümiert Herr Prof. Noche. Dementsprechend können weitere Geschäftsprozesse wie: Kommissionierung, innerbetrieblichen Transport, Montage, Verladung, Produktion sowie Qualitätssicherung künftig sukzessive ergänzt werden. Die nächste Digitalisierungsstufe mit Geschäftsprozessabwicklungen über RFID-Technologie, CPS, mobilen Geräten sowie Wearables sind bereits konzipiert.

Mit neugieriger Spannung verfolgen wir den weiteren Projektfortschritt und bedanken uns für die sehr gute Zusammenarbeit.

Bericht und Bilder Torsten Jansen StD (Abteilungsleitung Digitalisierung)

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